Klassenzusammenkunft der besonderen Art: Jeweils im Frühjahr lädt die Berufswahlschule Bülach ihre ehemaligen Lernenden zum Homecoming ein. Das ungezwungene Wiedersehen von Lernenden und Lehrenden bietet Raum für persönliche Gespräche, reifende Erkenntnisse und für die Weiterentwicklung der Schule.
Etwas Wehmut schwingt mit, wenn die einstigen Lernenden im Foyer der Berufswahlschule in Erinnerungen schwelgen. «Das war das geilste Schuljahr unseres Lebens!», resümieren Nicole Rüfenacht (17) und Lea Gugganig (17) und lassen dabei keinen Zweifel aufkommen, dass sie das Gesagte auch genauso meinen. Noch vor einem Jahr sassen die beiden selbst in den Bänken der BWS Bülach, schrieben Bewerbungen und bereiteten sich intensiv auf ihre Ausbildung im Gesundheitswesen vor. Nun tauschen sie sich bei einem Apéro riche angeregt mit Mitlernenden und Lehrpersonen von damals aus. Zu ihrem persönlichen Stand der Dinge, zu den Erfahrungen in der Lehre und zur Bedeutung der BWS in der Vorbereitung auf das Berufsleben.
Rüfenacht und Gugganig sind zwei von insgesamt 119 Lernenden, die Mitte März der Einladung der Berufswahlschule zum Homecoming gefolgt sind. Nachdem dieses 2014 versuchsweise eingeführt wurde, feierte die Schule heuer bereits zum dritten Mal ein Wiedersehen mit ehemaligen Lernenden. Nahezu 70 Prozent ihrer letztjährigen Absolventinnen und Absolventen durften Schulleitung und Lehrpersonen begrüssen. Entsprechend erfreut zeigt sich Co-Rektor Danny Koopman: «Die rege Teilnahme belegt, dass der Anlass von den Ehemaligen geschätzt wird.» So sehr, dass sich sogar einige Lernende früherer Jahrgänge eingeschlichen hatten, wie der Co-Rektor mit einem Schmunzeln verrät.
Bestandteil des Qualitätsmanagements
Flankiert wird das Homecoming von Umfragen unter Ehemaligen, Eltern und Lehrbetrieben. Als Teil des Evaluationsprozesses halten diese Umfragen wichtige Informationen für das Qualitätsmanagement der Schule bereit: «Homecoming und Umfragen geben uns ein Feedback zur Qualität unserer Schule und zeigen uns Optimierungsmöglichkeiten auf», so Koopman. Insbesondere die Nachhaltigkeit der Anschlusslösungen und das Zurechtkommen der Jugendlichen in der Berufsschule stehen im Fokus des Interesses. Klassenlehrer Andreas Bänninger konkretisiert: «Mich interessiert, wie es den Jugendlichen in der Lehre geht, wie stark die zeitliche Belastung ist und ob sich die schulische Vorbereitung der BWS in der Berufsschule bezahlt macht.» Für Tanja Gürtler (17) tut sie das. So gut, dass die angehende Fachfrau Betreuung das Berufsvorbereitungsjahr ohne zu zögern wiederholen würde: «Die BWS bietet ein berufsbezogenes Jahr mit einer super Betreuung durch die Lehrpersonen und ist damit eine sehr gute Vorbereitung auf die Lehre.» Kollegin Svenja Mischon (17) pflichtet dem bei: «Ich durfte einen tollen Unterricht besuchen, sodass ich im ersten Semester der Berufsschule schon fast alles konnte», so die KV-Lernende stolz.
Versöhnlicher Blick zurück
Für Noemi Froesch, die im Sommer ebenfalls eine KV-Lehre in Angriff nimmt, war das Berufsvorbereitungsjahr auch mit Blick auf die persönliche Entwicklung wichtig: «Ich konnte an der BWS meine Hörner abstossen», so die 17-jährige lachend. Eine Einschätzung, die Lehrer Bänninger teilt: «Es ist beeindruckend, wie stark die Lernenden in solch kurzer Zeit in ihrer Persönlichkeit reifen.» Lorena di Martino (17), die derzeit ein Sozialjahr absolviert, beschreibt diesen Reifeprozess anschaulich: «Aus der Oberstufe kam ich als Kind. An der BWS wurde ich angemessen abgeholt und geführt, ich bin gewachsen und habe mich weiterentwickelt. Heute bin ich auf gutem Weg ins Erwachsenenleben. Danke BWS!»
Der Dank kommt an: «Es freut mich immer wieder, wie positiv die Einstellung der Lernenden gegenüber der BWS in der Retrospektive ist», so Bänninger stellvertretend für das Lehrerkollegium. Dass die Sicht der Dinge mit etwas Abstand eine andere ist, weiss auch Jaqueline Vögele (17). Die angehende Detailhandelsfachfrau ist rückblickend froh um den Druck, den ihr ihre Klassenlehrerin im Bewerbungsprozess gemacht hat: «Damals fand ich es extrem mühsam, aber jetzt sehe ich das total anders!» Geläutert zeigen sich auch die schweren Jungs, wie Co-Rektor Koopmans Anekdote beweist: «Selbst ein Lernender, der nach einem Semester der Schule verwiesen worden war, kam mit schlechtem Gewissen vorbei, um sich für die Zeit an der BWS zu bedanken.»