Mitte Juli endet für Livia Buratta das Schuljahr in der Berufsfeldklasse Planung & Design (PF2) der Berufswahlschule Bülach. Für die 16jährige beginnt damit nach den Sommerferien ein neuer Lebensabschnitt: Sie tritt ihre Lehre als Polygrafin an und absolviert berufsbegleitend die Berufsmaturität.
Anfang August tauschen Sie nach zehn Schuljahren die Schulbank gegen einen Büroarbeitsplatz. Wie gross ist die Vorfreude auf die Wirtschaft?
Die Vorfreude ist gross, ich bin neugierig: Ich habe viel von Kollegen gehört wie es in der Lehre läuft – jetzt möchte ich endlich selbst erfahren, wie es ist, wie alles funktioniert. Als Arbeitnehmerin Teil der Wirtschaft zu sein, bedeutet nebst neuen Aufgaben sicherlich auch mehr Verantwortung zu übernehmen, sowohl für mich wie auch für meine Arbeit. Das finde ich sehr reizvoll. Der Wechsel in die Arbeitswelt ist
ein weiterer Schritt Richtung Erwachsenenwelt, man nimmt das Leben in die eigenen Hände. Im Gegensatz zur Schule machen nicht mehr alle das gleiche, die Arbeit ist vielmehr auf meine Interessen und Fähigkeiten bezogen. Die Individualität im Beruf zu verwirklichen, darauf freue ich mich sehr.
Wovor haben Sie Respekt?
Der Lehrbeginn ist sicher eine grosse Umstellung, man ist nervös, fragt sich, was auf einen zukommt: Stress, weniger Ferien, grösserer Leistungsdruck, neue Abläufe und über allem die Ungewissheit, ob man das alles packt. Schulische und betriebliche Aufgaben unter einen Hut zu bringen und dabei die für den Beruf nötige Kreativität zu bewahren, davor habe ich Respekt: Wenn man als Polygrafin unter Zeitdruck Arbeiten abliefern muss, kann man nicht warten, bis einem die Kreativität zufliegt. Auf Knopfdruck kreativ zu sein, das ist deshalb sicher nicht einfach. Dennoch: Die Vorfreude überwiegt. Ich denke, man darf nicht zu viel Angst haben, irgendwie schlägt man sich da schon durch. Letztlich ist die Lehre nur einer von vielen Abschnitten auf dem Weg des lebenslangen Lernens.
Sie hatten die Wahl zwischen 250 Lehrberufen: Was gab den Ausschlag für den Beruf der Polygrafin?
Der Entscheid für den Polygrafenberuf war schon seit der 1. Sek vorgespurt: Ich habe mich immer gerne kreativ betätigt, Design und die Kunstszene als Ganzes interessieren mich sehr – da ist Polygrafin die perfekte Grundlage für weiterführende Tätigkeiten im kreativen Bereich. Deshalb habe ich schon früh gesagt: Entweder eine Polygrafenlehre oder nichts! Da war ich stur (lacht).
Welche Ziele setzen Sie sich für die Lehre?
Nicht dem Stress verfallen! Ich möchte den Wechsel vom Schul- zum Arbeitsalltag so meistern, dass ich nicht der Zeit hinterherrenne und mir auch künftig genügend Raum bleibt, um durchzuschnaufen. Daneben möchte ich aber natürlich soviel wie möglich mitnehmen aus der Lehre – und das Erlernte für meine berufliche Zukunft nutzen.
Sie sprechen die berufliche Zukunft an: Welchen Reiz übt die unternehmerische Selbstständigkeit auf Sie aus?
Selbstverständlich wäre es spannend, mit eigenen Entscheidungen die Geschicke eines Unternehmens zu bestimmen – die Selbstständigkeit ist aber sicherlich nicht mein grösster Traum. Insbesondere im Kunstbereich ist mit der Selbstständigkeit ohnehin eine grosse Unsicherheit verbunden – man kann schnell hoch steigen, aber ebenso schnell auch tief fallen.
Wo sehen Sie sich beruflich in 10 Jahren?
Das Gestalten ist mir sehr wichtig, es ist für mich ein Mittel, um mich und meine Gefühle auszudrücken. Ich hoffe, das bleibt mir erhalten. Reizvoll wäre ein Studium an einer gestalterischen Schule, das Angebot der Zürcher Hochschule der Künste spricht mich sehr an. In welche Richtung der Weg führen soll, ist für mich aber noch absolut offen. Ein Traum? Regisseurin, das wäre sicherlich lässig.